Das Medien-Echo im September über die Rettung der letzten Schweizer Traditionsschuhmarke war riesig.
Karl Müller ist voll motiviert und freut sich auf seine neue Aufgabe. Er spürt auf seinen Schultern aber auch den damit verbundenen Erwartungsdruck. Nichtsdestotrotz ist er überzeugt, dass zusammen mit dem Fachhandel, eine Schweizer Erfolgsgeschichte möglich ist.
Karl IV - deine Familie ist bekannt für Gesundheitsschuhe – gibt es jetzt Kandahar mit Gesundheitssohlen?
Wir werden Kandahar in Ihrer Eigenständigkeit weiterführen. Beim Produktfokus setzen wir auf das altbewährte: hochwertige Winterschuhe mit Lammfellfutter, Korkzwischensohlen und einer rutschfesten Sohle bei Eis und Schnee.
Wir profitieren bei der Infrastruktur und der Wertschöpfungskette von unserer Marken kybun und Joya. Seit über 25 Jahren ist unser Familienunternehmen ein zuverlässiger Lieferant und Partner vom Fachhandel. Neben unserer Familienphilosophie wird sich auch unsere Expertise auf Kandahar übertragen.
Karl III und Karl IV sitzen täglich zusammen am Boden auf Ihrem Hof im Thurgau
Bleiben Kandahar Schuhe weiterhin Swiss Made?
Kandahar muss unbedingt Swiss Made bleiben!
Wir hatten mit dem Produktionspartner Vadret-Schneiter aus Thun, bekannt als Produzent von Lienhard, einen wünschenswerten Produktionspartner. Die Zusammenarbeit kam im letzten Moment nicht zustande. Unser Team arbeitet nun an der Lösung wie wir Kandahar in unserer eigenen Schuhfabrik in Sennwald (SG) produzieren können.
Die Oberteile werden wir bei Partnern im Ausland produzieren lassen. Die Sohlen kommen von bestehenden Partnern aus Frankreich und Portugal. Die Bodenmontage erfolgen dann bei uns in Handarbeit – wir werden unterstützt von ehemaligen Kandahar Mitarbeitern, um einen sauberen Wissens- und Technologietransfer zu vollbringen.
Was für eine neue Strategie verfolgst Du mit Kandahar?
Es gibt in der Branche zwei Bewegungen - Konsolidierung und Spezialisierung: grosse Marken werden grösser und grösser, gleichzeitig laufen aber sehr kleine, hochexquisite Luxushersteller sehr gut. Schwierig wird es für die dazwischen liegenden Marken. Wer weder eine grosse Marke ist, von der alle träumen, noch ein kleiner Nischenplayer mit einem herausragenden Angebot, zudem auch keine Ikonen im Angebot hat, für den wird es meiner Meinung nach schwer.
Der Erfolg von Kandahar basiert auf einigen ikonischen Designs. Innovation ist unabdingbar, aber 80% der Zeit muss man auf das verwenden, was bereits existiert und das vor allem bei hochpreisigen Produkten.
Im Bild das Modell der Vintage Kollektion, CRESTA mit RIRI Reissverschluss
Was dürfen die Händler von der Kandahar Kollektion HW22 erwarten?
Unser Zugpferd ist die Vintage Kollektion. Cresta und Alpina in verschiedenen Farbvariationen. Dazu kommen die Schweizer Bestseller der letzten Jahre.
Die Anzahl der Modelle ist abhängig davon, wie perfekt wir die Muster in den nächsten Monaten bei uns fertigen können. Folgende Modelle würden wir gerne in unserer ersten Kollektion präsentieren:
Cresta, Oslo und Retro jeweils für Damen und Herren
Alpina, Amara, Calgary und Fiesch für Damen | Furka und Bruno für Herren
Bei jedem Kandahar Schuh kommt die berühmte Kork-Zwischensohle zum Einsatz, die zusammen mit dem Lammfell die Wärme genau dort behält, wo Sie sein sollte. Die Sohle beweist auf winterlichem Untergrund hohe Rutschfestigkeit.
Diese Zeit bis zur ersten Auslieferung hat bei uns erste Priorität und wir nehmen das Thema Produktqualität sehr ernst. Unsere Startkollektion kann sich bis zum Vororderstart noch weiter anpassen, da bin ich ehrlich und offen.
Wir arbeiten auch an Muster mit Kalbslederfutter für die wärmeren Tage.
Was wird sich an den Kandahar Schuhen verändern?
„Celebrity heisst wieder Vintage“
Swiss Made wird bleiben, doch es wird nicht jeder Arbeitsschritt in der Schweiz gemacht werden können. Am Produkt verändern wir praktisch nichts. Wir verschlanken die Kollektion, um die Produktion- und Passformqualität zu garantieren und die Lieferfrist einzuhalten. Es wird zwei verschiedene Sohlentypen geben, für Eis und für Schnee.
Wir übernehmen die bekannten Leisten aber überarbeiten die Sohlen. An den bewährten Passformen wird sich nichts ändern.
Auf die nächsten 10 Jahre gesehen sind weitere Innovationen und Investitionen nötig, das Produkt zu verbessern, ohne dabei die Tradition der Marke zu verändern.